Das war ein Vergnügen für einen Großteil der mehr als 30 Mitarbeiter der Bäckerei und Konditorei Bruckmühle aus Scharnstein, als sie bei einem Betriebsausflug bei der Kaffeerösterei Nussbaumer in Gmunden einen Blick hinter die Kulissen werfen durften. Eigentümerin Marlene Drack ließ es sich nicht nehmen, den interessierten Gästen einen Röstvorgang zu präsentieren.
Dabei erfuhren die Almtaler viel Interessantes:
1) Ein Röstvorgang dauert etwa zehn bis 15 Minuten, wobei ständige Kontrollen durch Entnahmen aus dem Röstofen notwendig sind – industriell verarbeitete Bohnen sind der Rösthitze nur etwa drei bis vier Minuten ausgesetzt.
2) Gewicht und Masse der Bohnen ändert sich durch das Rösten: Die Bohnen werden fast ein Drittel größer, verlieren allerdings 15 bis 20 Prozent ihres Gewichtes.
3) Die Arabica-Bohne ist eine Prinzessin – weil sie deutlich empfindlicher auf Bodenbeschaffenheit, Witterung und Pflege reagiert als die Robusta-Bohne.
4) Marlene Drack verarbeitet Kaffee aus Mittel- und Südamerika sowie aus Afrika.
5) Die Zusammensetzung ihrer Röstmischungen bleibt ein Firmengeheimnis.
6) Wer die Kaffeesorte „Lampocoy“ als Gourmet-Kaffee der Spitzenklasse kauft, tut Gutes: Marlene Drack bezieht ihren Rohstoff direkt von den Erzeugern und zahlt derzeit 45 Prozent mehr als den Weltmarktpreis. Eine Kooperative von Frauen produziert auf eigenem Grundstück Kaffee und ermöglicht damit u.a. den Kindern die Schulbildung. Das Gmundner Unternehmer finanzierte 2019 den Bau einer Grundschule in Lampocoy (Guatemala).
Zur Stärkung im Kranichsteg
Das Bruckmühle-Team begab sich nach dem intensiven Kaffee-Vormittag und einer mittäglichen Stärkung bei Gastwirtin Agnes Desmarets im Kranichsteg beim Betriebsausflug auch auf historische Pfade: Die pensionierte Scharnsteiner Amtsleiterin Ilse Schachinger führte die Gäste durch das weitläufige Areal der ehemaligen Sensenproduktion des Unternehmens Redtenbacher.
Dabei erfuhren sie, dass die rund 700 Mitarbeiter in dem florierenden Betrieb an der Wende zum 20. Jahrhundert jährlich bis zu einer Million Sensen hergestellt hatten. Die Kombination von Wasserkraft der Alm zum Betrieb der mächtige Holzhämmer und der Waldreichtum für das Feuer in den Essen boten die optimalen Bedingungen für die Produktion. Redtenbacher baute für die Familien der Mitarbeiter Unterkünfte und stellte Gemeinschaftswohnungen für junge Leute zur Verfügung. Noch heute ist in einem Gebäude das Badehaus ersichtlich, das alle Arbeiter und Angestellten nutzen konnten.
Das Sensenwerk machte sich auch für die Almtalbahn stark und finanzierte deren Bau mit. Im heutigen Kulturzentrum „Schönau 8“ – dem ehemaligen Redtenbacher Sägewerk – wurden die Griffe für Sicheln hergestellt. Schließlich staunten die Bruckmühle-Mitarbeiter nicht schlecht, als die freiwilligen Mitarbeiter des Museumsvereins Geyerhammer eine Schmiedevorführung am offenen Feuer darboten.
Bei einer Jause im Gasthaus Silmbroth klang der Betriebsausflug gemütlich aus. Ein herzliches Danke an alle, die diesen interessanten Tag ermöglicht haben.